Nach der gestrigen Fremdsprachendiskussion hier im Stübchen habe ich darüber etwas nachgedacht.
Um andere Menschen und auch deren schriftlichen Werke besser zu verstehen, verwendete man schon lange sog. Weltsprachen. Während es vor Jahrhunderten immer Latein war, im 19. Und beginnenden 20. Jahrhundert Französisch – besonders in der Diplomatie – war, hat sich nun Englisch für diese Rolle durchgesetzt. Es ist erstaunlich, wie z.B. in kleineren Ländern wie NL, DK, ISL, N, S, SF und der baltischen Staaten viele Bevölkerungsteile ein brauchbares Englisch sprechen, während in D und A zwar dies in den Schulen gelehrt wird, aber tatsächlich die spätere Kommunikation sehr bescheiden ist.
Schrecklich finde ich die sog. Pidgin-Sprachen (z.B. in Afrika und Asien), wo lokale Sprachen mit Englisch - dann nennt man dies "Pidgin English" - oder anderen Sprachen durchmischt werden, um so besser von anderen Personen verstanden zu werden. Für meine Ohren klingt dies scheußlich und oft unverständlich. Ebenso kann auch gutes Englisch (z.B. in Japan, China, Thailand) schlecht verstanden werden, wenn die "Sprachmelodie" weiterhin chinesisch, japanisch usw. bleibt.
Natürlich sollten wir auf unser Deutsch sehr stolz sein und deren Benützung unter Landsleuten sehr pflegen. Leider wird durch die Werbung es als modern empfunden, möglichst viele englische Wörter – manchmal sogar nicht richtig – zu verwenden. In den Geschäften (nun Supermärkte genannt - richtig englisch eigentlich Supermarket) hat fast jeder zweite Artikel eine englisch Zusatzbezeichnung, wie clean, clever, fast, fresh usw. Besonders ärgerlich ist das sog. Denglisch (bzw. Engleutsch), wo in ganzen Sätzen – ja sogar innerhalb eines Wortes – beide Sprachen vermischt werden. Beispiele: Downgeloaded, gecanceled, eingecheckt. Natürlich verwende auch ich „uploaden“ im Internet, da es dazu in der deutschen Sprache keine Kurzbezeichnung gibt. Der „Verein der deutschen Sprache e.V.“ mit Sitz in Dortmund verfolgt das Ziel, die deutsche Sprache als eigenständige Kultursprache zu erhalten und zu fördern. Er bringt dazu auch eine regelmäßig erscheinende Zeitung („Sprachnachrichten“) heraus, welche sehr lesenswert ist. Sie kritisiert besonders die übertriebene Verwendung von Anglizismen in unserer Sprache.
Natürlich gibt es Fachgebiete (z.B. im IT-Bereich), wo es gar keine vernünftigen kurze entsprechende deutsche Begriffe gibt, da werden eben diese Fremdwörter übernommen und haben sich auch schon vielfach „eingedeutscht“. Auch unser Duden übernimmt nach einiger Zeit solche Wörter, wenn diese üblich geworden sind. Allerdings wird dann mittels deutscher Grammatik abgewandelt, z.B. ist die Mehrzahl von Lady oder Baby ist eben Ladys/Babys und nicht, wie im englischen Original ladies/babies. Jede Sprache war, ist und bleibt „lebendig“, wo langsam auch Veränderungen stattfinden. Natürlich gibt es oft auch Fehltritte, wie ich z.B. kürzlich las: „Deutsche First Ladys haben sich getroffen“. Wie viele erste Damen neben der Gattin des Bundespräsidenten gibt es eigentlich hier? Im sog. Jugendsprech ist es sehr „in“, englische Worte zu verwenden, auch wenn dies oft falsch ist. Kürzlich sagte ein Jugendlicher zu mir: „Die Sommerhitze ist sehr cool für mich“.
Mit deutscher Gründlichkeit wurden auch hier englische Wörter erfunden, welche nicht aus dieser Sprache kommen und anfangs von den Ausländern sehr belächelt, nun aber doch verstanden werden (z.B. Handy, Wellness, Showmaster u.v.a.m.). Zu erwähnen wäre auch noch, dass Deutsche bei englischen Konversationen oft völlig falsch übersetzen, was wieder zum Schmunzeln der Gesprächspartner anregt: body bag ist nähmlich kein Rucksack, sondern ein Leichensack, Oldtimer ist ein alter Mann und kein Auto, Home trainer ist eigentlich ein Beruf, Smoking, Beamer, Speedboat u.a. sind weitere Pseudeoanglizismen. Auch das Happyend müsste richtiger Weise happy ending lauten.
In einer globalisierten Welt mit internationalen Handel und günstigen Fernreisen ist es daher notwendig, dass man zumindest Englisch als weitere Sprache beherrscht, trotzdem sollte man die schöne deutsche Muttersprache möglichst frei von Anglizismen halten, zumindest soweit es auch deutsche Begriffe gibt, welche ähnliches ausdrücken.
P.S.: Als Jugendlicher habe ich neben den Schulkenntnissen viele fremdsprachige Bücher gelesen und englische Radiosendungen verfolgt. Da gab es vom US-amerikanischen Radiosender VOA (Voice of America) sogar langsam gesprochene Beiträge mit einem limitierten 500-Worte-Schatz (Basic English genannt), wobei bei neuen Wörter diese langsam mit vorhandenen Wörtern erklärt wurden. Natürlich kann immer noch ein längerer Auslandsaufenthalt die Sprachkenntnisse wesentlich verbessern.
Zu den oben gelobten kleineren Staaten mit guten Englischkenntnissen ist zu erwähnen, dass viele Hollywoodfilme aus Kostengründen – nicht so wie in Deutschland – synchronisiert, sondern nur mit Untertiteln versehen werden. Dies fördert auch die Erlernung der Fremdsprache. Alternativ gibt es im dortigen Fernsehen aber auch das noch preiswertere „Voice-Over-Verfahren“, wo die Originalsprache nur mehr leise gehört werden kann, dafür der Text in der eigenen Sprache „darüber" gesprochen wird.